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222900

(1993) Politisches Denken Jahrbuch 1993, Stuttgart, Metzler.

Zum Begriff der Utopie und des Konservatismus bei Karl Mannheim

Richard Saage

pp. 85-103

Neben Ernst Bloch wird Karl Mannheim das Verdienst zugesprochen, im 2O. Jahrhundert den Begriff »Utopie« für die Sozialwissenschaften erneuert zu haben. Tatsächlich hat Mannheim in der Epoche unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, in der bereits mit Samjantins »Wir« die »schwarzen Utopien« ihre Vorherrschaft anzutreten begannen, versucht, die politischen Utopien in ihrer positiven Bedeutung zu rehabilitieren. 1929 kam er in seinem Buch »Utopie und Ideologie« zu dem Schluß, »daß eine absolute Ideologie- und Utopielosigkeit prinzipiell zwar möglich ist in einer Welt, die gleichsam mit sich fertig geworden ist und sich stets nur reproduziert, daß aber die völlige Destruktion der Seinstranszendenz in unserer Welt zu einer Sachlichkeit führt, an der der menschliche Wille zugrunde geht«. Das völlige Verschwinden der Utopie, so Mannheim, bringe eine Sachlichkeit hervor, »in der der Mensch selbst zur Sache wird«. Diese Situation stelle die größte denkbare Paradoxie dar. Einerseits habe »der Mensch (…) nach einer so langen opfervollen und heroischen Entwicklung die höchste Stufe der Bewußtheit erreicht«. Andererseits verliere er jedoch in dem Augenblick, in dem »bereits Geschichte nicht blindes Schicksal, sondern eigene Schöpfung wird, mit dem Aufgehen der verschiedenen Gestalten der Utopie den Willen zur Geschichte und damit den Blick in die Geschichte (…)«.1

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03503-5_8

Full citation:

Saage, R. (1993)., Zum Begriff der Utopie und des Konservatismus bei Karl Mannheim, in V. Gerhardt, H. Ottmann & M. Thompson (Hrsg.), Politisches Denken Jahrbuch 1993, Stuttgart, Metzler, pp. 85-103.

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